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BRK Kinderhort Krailling als Leuchtturmprojekt der Kinderbetreuung

Portal Kindertagesbetreuung Kinder, Jugend und Familie 16.05.2019

Was kann die Politik hier tun?

v. l.: Landtagsabgeordnete Anne Franke, Joanna Okonkwo (stv. Einrichtungsleitung Kinderhort Krailling), Birgit Hildenbrand (Regionalkoordinatorin KiTa Nord des BRK Starnberg), Inge Kaniuth (Einrichtungsleitung des BRK-Kinderhortes Krailling), BRK Starnberg Kreisgeschäftsführer Jan Lang

BRK Kinderhort Krailling als Leuchtturmprojekt der Kinderbetreuung

Viele Eltern haben sich schon gefragt: Sind die Kinder klein, gibt es einen Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung in Krippe und Kindergarten. Aber: Wird der Nachwuchs älter und es steht die Einschulung an, stehen Familien, in denen die Berufstätigkeit besonders wichtig ist, oft vor einer existentiellen Frage: Wer betreut jetzt den Nachwuchs, wenn die Schule oft schon vor Mittag endet und 14 Wochen Schulferien überbrückt werden müssen? Die Mieten im Landkreis sind hoch und oft ist es unabdingbar, dass beide Elternteile zum Lebensunterhalt der Familie beitragen und berufstätig sind. Selbst wenn beide Elternteile abwechselnd Urlaub nehmen, bleiben im Regelfall noch mind. zwei Wochen ohne Betreuung, die nicht abgedeckt werden können, wenn nicht hilfsbereite Großeltern in der Nähe wohnen und dazu noch Zeit haben. Außerdem wäre so niemals gemeinsame Zeit mit der ganzen Familie möglich, eine traurige Realität, die die Qualität des gemeinsamen Familienlebens schwer beeinträchtigt.

Was kann der Freistaat, was können die Landkreise, was die Kommunen hier tun, um die Kinderbetreuung von Schulkindern zu verbessern?

Diese Fragestellung war Thema eines Treffens des BRK Starnberg mit der Landtagsabgeordneten Anne Franke, die sich zum bundesweiten Tag der Kinderbetreuung am 13. Mai beim BRK angesagt hatte. Kreisgeschäftsführer Jan Lang, die Regionalkoordinatorin KiTa Nord des BRK Starnberg Birgit Hildenbrand, die für die Kindertagesstätten in Gauting, Gilching und Krailling zuständig ist, die Einrichtungsleitung des BRK-Kinderhortes Krailling, Inge Kaniuth, und ihrer Stellvertreterin Joanna Okonkwo informierten die Politikerin über die Situation und diskutierten Lösungsansätze und Forderungen mit ihr.

Der BRK Kinderhort Krailling war in den letzten Wochen des Öfteren Thema der Presseberichtserstattung, da trotz einer stetigen Erweiterung der Kapazitäten in den letzten Jahren in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Krailling für September 2019 zunächst 10 Familien kein Betreuungsplatz zugesagt werden konnte und diese daher vor der oben erwähnten existentiellen Bedrohung standen. In intensiver und konstruktiver Kooperation zwischen Gemeinde, BRK, Schule und KiTa-Aufsicht des Landratsamtes konnte das Problem durch das Eröffnung einer weiteren Hortgruppe unter Mitnutzung weiterer Schulräume gelöst werden.

„Es ist wichtig, dass wir die pädagogische Schulkindbetreuung deutlich stärker in den Fokus nehmen und die damit zusammenhängenden Probleme aktiv angehen. Dazu müssen wir uns Unterstützung in der Politik suchen, zum Beispiel für Investitionsförderung, Ausbildungsförderung oder die Ermöglichung kreativer Kombi-Lösungen wie in Krailling“, meint Kreisgeschäftsführer Lang, der derzeit interimsweise in Personalunion auch den BRK-Bereich Kinder-Jugend-Familie des BRK Starnberg führt, mit über 30 KiTas, rund 270 Mitarbeitern und ca. 1.600 betreuten Kindern in den Landkreisen Starnberg und inzwischen auch Weilheim

“Bereits öfter hatten wir mit dem Missverständnis zu tun, dass Ganztagesklassen den Hort ersetzen können, aber das ist leider nicht so.“, so Lang. Inge Kaniuth, die Einrichtungsleitung des Hortes Krailling, erläutert: „Die Kinder, die in Ganztagesklassen gehen, haben um 15:30 Uhr Schule aus, am Freitag ist schon mittags Schluss. Diese Kinder kommen danach zu uns in den Hort, maximal bis 17.30 Uhr. Und dann gibt es noch die 14 Wochen Ferien, in denen wir auf Wunsch auch die Kinder aus Ganztagsklassen betreuen.“
Inge Kaniuth stellt dies vor besondere pädagogische Herausforderungen: „Wir müssen dafür sorgen, dass aufgrund der unterschiedlichen Zeiten nicht einzelne Grüppchen entstehen, wir arbeiten da stetig an einer Gemeinschaft, in der sich alle Kinder wohl fühlen.“

Es hilft dabei natürlich sehr, dass die Gemeinde Krailling das Thema Schulkindbetreuung in allen Facetten ernstnimmt, Kapazitäten schafft und auch teilweise freiwillige Leistungen finanziert. Was in so einer Kooperation zwischen BRK, Gemeinde, Schule und KiTa-Aufsicht des Landkreises möglich ist, zeigen die ausdifferenzierten und passgenau ergänzenden Angebote des BRK-Hortes, der BRK-Mittagsbetreuung und der vom BRK betreuten Ganztagesklasse in Krailling.

Problematisch findet das BRK in diesem Zusammenhang, dass es nach aktueller Rechtslage für die Gemeinden keine Investitionszuschüsse zur Schaffung von Hortplätzen gibt und dass Ganztagesklassen und Horte zueinander in finanzieller Hinsicht in Konkurrenz gesehen werden könnten.

„Wir brauchen einen resourcenorientierten Ansatz, nicht einen defizitorientierten.“, so Lang. „Dazu gehören meines Erachtens nach auch bessere Anreize für die Kommunen, die Betreuungssituation für Schulkinder freiwillig zu verbessern. Und wir brauchen eine deutlich stärkere staatliche Unterstützung der Ausbildung von Kinderpfleger/Innen und Erzieher/Innen. Denn die neu zu schaffenden Plätze der Schulkindbetreuung nützen den Eltern ja nichts, wenn sie wegen Personalmangels nicht ausgelastet werden können.“

Bereits jetzt tut das BRK Starnberg viel für die Ausbildung, sowohl durch Kooperation mit den Fachschulen für die klassische Erzieherausbildung und das Angebot der Praxisstellen für die Sozialpädagogischen Seminare 1 und 2 und das Anerkennungsjahr in einer BRK Kindertagesstätte. Dafür bietet das BRK tarifrechtlich festgelegte Ausbildungsgehälter, die aber überwiegend noch nicht refinanzierbar sind.
Daneben gibt es für Abiturienten und Quereinsteiger noch das verkürzte OptiPrax-Modell, das in den BRK-eigenen KiTas absolviert werden kann.
„Wir haben auch die Bezahlung der Kinderpfleger/-innen und Erzieher/-innen in den letzten Jahren kontinuierlich verbessert und bieten dank unseres großen Einzugsbereichs und der vielen Einrichtungen natürlich auch viele Aufstiegschancen an.“, so Lang.
Wer sich hier informieren möchte, kann sich gerne über kontakt@brk-starnberg.de an den Kreisverband Starnberg des Roten Kreuzes wenden.

In der Kinderbetreuung herrscht großer Bedarf an qualifizierten Arbeitnehmern und die Berufsaussichten sind sehr gut. „Anwerbeprogramme im Ausland allein sind nicht des Rätsels Lösung, um für mehr Fachpersonal zu sorgen, sondern können nur eine Ergänzung sein.“, so Lang. „Allein die Prüfung der Gleichwertigkeit des Bildungsabschlusses dauert 6 Monate“, ergänzt Inge Kaniuth.
Aber auch andere Kompetenzen sollten in die Ausbildung einfließen, so der Wunsch des BRK Kreisgeschäftsführers. Auf Aufgaben wie Personalführung, Controlling und Mitwirkung bei der Haushaltsplanung würden Einrichtungsleitungen in ihrer Ausbildung noch zu wenig vorbereitet werden. Hier die Basis zu erweitern, wie es z. B. in der Altenpflege schon geschieht, würde die Position der Einrichtungsleitung sicherer und attraktiver machen.
„Wir wünschen uns da praxisorientierte Weiterbildungen, die nicht ewig lange dauern“, so Lang. Eine Forderung, die Anne Franke versprach, in den politischen Gremien voranzutreiben.

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