Chronik der Wasserwacht Ortsgruppe Starnberg

 

1950er | 1960er | 1970er | 1980er | 1990er | 2000er | 2010er | 2020er
 

1946

Gründung der Wasserwacht Ortsgruppe Starnberg, als eine der ersten in Oberbayern. Die Mitglieder waren eine Gruppe Sanitäter aus dem Roten Kreuz vom Kreisverband Starnberg.
Zunächst mit nichts, außer viel Idealismus. Die Dienstausrüstung musste vom eigenen Geld gekauft werden. Diese bestand aus einer Wasserwacht Dreieckbadehose mit Schnüren an der Seite (dadurch für jede Größe passend) und einer Bademütze aus billigem Leinen mit Wasserwachtemblem. Fertig war der stolze Wasserwachtler.
Die damaligen Einsatzorte waren das Strand- und Undosabad, dazu kamen Badestrände in Niederpöcking und das „Paradies“. Bei den Bädern musste beim Wachdienst sogar Eintritt gezahlt werden! Da soll es schon mal vorgekommen sein, dass nur einer offiziell bezahlte und die anderen von der Wasserseite her das Bad betraten.

1947

Ein weiteres, ganz besonderes Rettungsgerät war ein schwimmfähiges Amphibienfahrzeug. Im Rahmen einer gemeinschaftlichen Übung mit dem Roten Kreuz Starnberg bekamen wir vom Präsidium München dieses kuriose Gefährt aus Beständen der ehemaligen Wehrmacht zur Verfügung gestellt. Mit Begeisterung wurde es kurz vor der Übung ausprobiert. Nur, weit kam das Vehikel nicht. Es hatte kein Ablassventil mehr und lief voll Wasser! Die Abenteurer schafften es gerade noch ans Ufer. Das Loch konnte aber abgedichtet werden und zur Übung war das Amphibienfahrzeug wieder einsatzklar. Da es sehr viel Treibstoff brauchte und keinen allzu hohen Einsatzwert hatte, ging der Schwimmwagen wieder ans Präsidium zurück.

1947 / 48

Die ehrenamtlichen bekamen ihre erste „Wasserrettungsstation“ in Form einer leer geräumten Umkleidekabine im Strandbad! Dieser Wachraum war ca. 1,20 x 3 m groß und mit einem Tisch, zwei Stühlen, einem Rettungsring, Leinen, Rettungsstange und einem oftmals privat wieder gefüllten Verbandskasten ausgestattet.
Für jedes verteilte Pflaster gab es ca. 5 – 15 Pfennige in die Sammelbüchse. Diese wurde alle vier Wochen geleert und ergab im Schnitt die stattliche Summe von 1,20 – 1,50 Mark. Das war aber viel zu wenig für den sehnlichsten Wunsch: ein Paar Flossen mit Taucherbrille, damaliger Kostenpunkt ca. 35.- DM.

1948

Bei einer Kanuregatta war ein Wasserwachtler zur Absicherung auf dem Polizeiboot dabei. Zwei Kanuten, erschöpft von der Wettfahrt, stießen nach dem Ziel zusammen, fielen ins Wasser und gingen unter. Der Rettungsschwimmer, gerade mit Badehose und Strümpfen bekleidet, wurde ehe er sich versah, von einem Polizisten ins Wasser gestoßen. Es gelang ihm auch gleich einen der beiden zu erwischen und mit viel Glück und Tauchen auch den Zweiten lebend zu retten.

In diesem Jahr bekam die Wasserwacht ihr erstes Boot! Ein alter Ruderkahn wurde zum Rettungsboot umfunktioniert!

Auch gelang es mit Hilfe des BRK Kreisverbandes Starnberg, die so begehrten Flossen und eine Taucherbrille zu erstehen. Damit erweiterten sich die Aufgaben gewaltig. Seitdem gehört die Suche nach verlorenen Schlüsseln, Schmuck, Brillen oder dergleichen dazu. Das ist bis in die heutige Zeit so geblieben. Nur, dass sich der Artikelkatalog um Gebisse und Handys erhöht hat.

1950

Durch die Bildung neuer Ortsgruppen im Landkreis (Herrsching, Steinebach und Tutzing sowie Stützpunkte in Breitbrunn, Gauting, Feldafing, Hechendorf und Weßling) wurde die Wasserwacht Abteilung Starnberg (die heutige Kreiswasserwacht Starnberg) geboren.

1959

Ein freudiges Jahr! Das erste Motorboot! Es gelang, ein altes Motorboot zu bekommen und mit vielen persönlichen Arbeitsstunden, Laufereien und Betteleien in den Dienst zu stellen. Sogar für das Benzin wurde privat bei den Mitgliedern gesammelt, da es oft am nötigen Kleingeld mangelte.

Damals wurde auch das erste Tauchgerät angeschafft, allerdings gab es noch keinen Tauchanzug! Der kam erst 1961. Bis dahin musste man noch frieren!

Die Ortsgruppe betreute jetzt die Badeplätze Strandbad, Undosabad, das Studentenbad sowie mit einer Zeltwache den Schlosspark Berg.

1961

Es wurden erstmalig Schwimmkurse für die Bevölkerung durchgeführt. Dieser fand mit ca. 200 Teilnehmern einen breiten Anklang. 1950 waren immerhin ca. 85 % der Schulabgänger Nichtschwimmer! Unsere traditionellen Schwimmkurse führen wir bis heute durch.

1963

Gründung der ersten Jugendgruppe und Erweiterung des Wachgebietes mit einer Zeltwache in Kempfenhausen.

Im strengen Winter 1963 / 64 war der ganze See zugefroren und es konnte mit einer Eistauchübung am Dampfersteg der bereits damals schon sehr gute Ausbildungsstand demonstriert werden.

Desweiteren wurde für 5.500,- DM eine neue Sturmbootschale gekauft. Damit wurde endlich das in die Jahre gekommene, nicht mehr verkehrstüchtige Motorboot ersetzt. Diese rohe Bootsschale wurde dann im Winter 1963 / 64 ausgebaut, größtenteils in Eigenarbeit.

1964

Der Traum von einer eigenen Wasserrettungsstation nahm Gestalt an! Die Wachkabine im Strandbad war schon lange zu klein. Durch Zufall wurde bekannt, dass beim Umbau einer Villa der Dachstuhl abgerissen werden sollte. Die Wasserwacht bemühte sich um dieses Holz und bekam auch eine Zusage. Nur musste der Dachstuhl selbst und mit Muskelkraft an einem einzigen Wochenende abgebaut und mit Handkarren zum zukünftigen Bauplatz am Standort der heutigen Station gebracht werden. Nach viel Arbeit, Mühen und Hindernissen konnte 1965 die glanzvolle Einweihung der neuen Wachstation gefeiert werden.

Und die Retter bekamen ihren ersten Einsatzwagen! Ein stolzer Ford MK 1000.

1965

Damals waren es immerhin schon 72 aktive Mitglieder. Eine Zahl, die bis heute in etwa gleichgeblieben ist.

Die Stützpunkte Gauting, Herrsching und Feldafing wurden an die Wasserwacht Starnberg angegliedert.
Auch die Stadt München wandte sich an unsere Ortsgruppe. Sie sollte das Badegebiet am Seelaich in Possenhofen betreuen. Zu diesem Zweck errichtete die Stadt München am Seelaich eine Wachhütte. Diese war jahrelang bei allen Wasserwachten in ganz Deutschland sehr beliebt. Die Wasserwacht Starnberg hatte nämlich nicht genügend Aktive, um einen durchgehenden Wachdienst zu besetzen und deshalb schrieb sie diesen als Urlaubseinsatz während des Sommers aus. So machten Wasserwachtler von Niederbayern bis Berlin bei freier Unterkunft und Verpflegungszuschuss vierzehntägig Dienst am Seelaich.

1966

Im Frühjahr fuhr abends ein Auto in ein ca. 8 m tiefes Loch an der Autobahnbaustelle bei der Würm. Bei Schneetreiben, nur im Licht der Scheinwerfer, tauchte ein Wasserwachtler mit Unterstützung der Feuerwehr in das trübe Eiswasser. Drei Personen konnten lebend gerettet werden, eine Vierte leider nur noch tot. Als der Taucher nach etwa 40 Minuten wieder an Land kam, musste er mit einigen Eimern heißem Wasser erst wieder aufgetaut werden.

1970

Vereine und Verbände wurden gefragt, Naturpatenschaften im Landkreis zu übernehmen. Die Wasserwacht betreute daraufhin das Leutstettener Moos. Es wurde regelmäßig von Abfall gesäubert und ein Knüppeldamm gebaut. Dieser musste leider immer wieder instandgesetzt werden – in einem Jahr sogar dreimal – denn Rowdies gab es auch damals schon.

1973

In diesem Jahr gab es zwei Premieren als weitere Betätigungsfelder. Es wurden zum ersten Mal Menschen mit Behinderung zu einer Fahrt mit der MS Seeshaupt auf dem Starnberger See eingeladen. Neben vielen anderen ehrenamtlichen Helfern waren wir für die Betreuung zuständig und fuhren mit unseren Rettungsbooten „Geleitschutz“ um die MS Seeshaupt.

Im Dezember fand ein Weihnachtsfackelschwimmen an der Seepromenade statt, wobei als besondere Überraschung Neptun persönlich den Fluten des Starnberger Sees entstieg um Kinder zu beschenken.

1974

Dies war ein arbeitsreiches Jahr. Es wurde eine große Spendenaktion zugunsten der Wasserwachten im Landkreis Starnberg gestartet. Denn fällige Reparaturen und Neuanschaffungen von Booten, Rettungsmitteln, Ausrüstungen und Funkgeräten mussten finanziert werden.
Diese Aktion wurde von den Starnberger Kameraden mit Vorführungen, Rettungsschauen und Leistungsproben begleitet. Für die Ortsgruppe gab es dabei einen besonderen Glücksfall. Ein langjähriger Gönner schenkte uns sein privates Motorboot und rüstete es zusätzlich noch mit Funk aus. So konnte gleich im darauffolgenden Monat mit zwei Rettungsbooten ausgerückt werden, als 13 Menschen gerettet und 7 Boote geborgen werden mussten.

Es konnte auch erstmals ein Weltrekord vermeldet werden. Bei einem Kinderfest der Stadt Starnberg organisierten die Ehrenamtlichen einen Luftballon-Weitflugwettbewerb. Ein Ballon flog dabei die Weltrekordstrecke bis ins 2.500 km entfernte Tuchowitschi in der damaligen Sowjetunion, dem heutigen Weißrussland.

1976

Das Naherholungsgelände Kempfenhausen wurde ausgebaut und der große Badesteg kam hinzu. Dies bedeutete für die Aktiven einen sprunghaften Anstieg an Erste-Hilfe-Leistungen und eine neue Spezies von Wassersportlern befand sich auf einmal auf dem See – Surfer. Daran, dass von nun an viele Segel kippten, musste man sich erst einmal gewöhnen. Denn bis dahin bedeutete dies ein gekentertes Segelboot und somit einen Einsatz. Oftmals konnte man nur im Zickzack mit dem Boot zum Einsatz fahren, in so großer Zahl waren Surfer mit ihren damals noch viel sperrigeren Brettern unterwegs.

1976 / 77

Bei Schneetreiben und nasskaltem Wetter wurde die Wachstation umgebaut. Wiedermal mit viel Eigenleistung (etwa 2.000 Stunden) und der Unterstützung Starnberger Handwerker musste die vorhandene Bootsgarage verbreitert und eine weitere angebaut werden, damit auch das zweite Rettungsboot Platz in der Station fand. Im November 1977 schließlich konnte die Einweihung der erweiterten Wasserrettungsstation gefeiert werden.

1979

Da gab es einen der besonderen Einsätze, an welche man sich noch lange erinnert. An der Nepomukbrücke ging ein 32 Tonnen schwerer Schwimmbagger unter. Dieser wurde in Zusammenarbeit mit Bundeswehr und Feuerwehr wieder flottgemacht und konnte weiter die Hafeneinfahrt ausbaggern.

1981

Um dem stark umweltbelasteten Weßlinger See zu helfen, sollte das Wasser künstlich belüftet werden. Wir versenkten in der Seemitte ein Belüftungsgerät und verlegten 250 m Versorgungsleitungen. Diese dann in dem stark verschmutzten See praktisch blind anzuschließen, war eine echte Herausforderung.

1982

Ein neues Motorrettungsboot konnte in den Dienst gestellt werden. Die „Starnberg“ wurde feierlich eingeweiht und ersetzte eines der älteren Boote. Modern ausgestattet und mit höherer Bordwand war es wesentlich besser für den Einsatz auf dem Starnberger See geeignet.
Da es aber auch breiter war, passte es nicht in die Bootsgarage. Deshalb mussten die Dienstmachenden das ganze Jahr über Hand an ihre Wachstation legen und schon wieder einmal diese den sich ständig verändernden Anforderungen anpassen. Das alte Boot wurde verkauft und war dann für das Landratsamt Starnberg im Einsatz.

Um auch außerhalb des Wachdienstes erreichbar zu sein, wurde eine Schnelleinsatzgruppe (SEG) gegründet. Diese bestand damals aus vier besonders erfahrenen, mit Funk-Piepsern ausgerüsteten Aktiven.

1983

… ging es weiter mit dem Wachstationsumbau – wie üblich mit viel Eigenleistung. Sie wurde mit einem Wasser- und Kanalanschluss versehen. Außerdem wurden Patienten damals noch im Aufenthaltsraum versorgt, einen eigenen Sanitätsraum gab es nicht. Es wurde also angebaut mit anschließenden Feierlichkeiten zur erneuten Einweihung…

1986

Damit auch an anderen Gewässern des Landkreises geholfen werden kann, bekam die SEG ein motorisiertes Schlauchboot.

1987

Eine ungewöhnliche Eisrettung: Für einen Eissegelwettbewerb wurde der Schnee mit einem Traktor vom Eis geräumt. Die Eisdecke konnte das Gewicht allerdings nicht tragen und so sank das Gefährt auf den Grund des Wörthsees. In einer aufwändigen Aktion unserer Rettungstaucher, gemeinsam mit einem Bergungshubschrauber der Bundeswehr, gelang es, den Traktor wieder auf festen und vor allem trockenen Boden zu bringen.

1991

Der Weltrekordversuch, mit einem Solarboot durchgehend so lange wie möglich zu fahren, wurde von uns mit einem Motorrettungsboot begleitet. Damals bereits gelang es, ein Solarboot 48 Stunden am Stück zu betreiben.

1992

Das Passagierschiff MS Bayern hatte einen technischen Defekt und fuhr plötzlich rückwärts auf das Ufer zu. Mit einem Rettungsboot konnte der Dampfer abgedreht und dann später zusammen mit einem weiteren Ausflugsdampfer gestoppt und in den Hafen geschleppt werden.

1995

Schon wieder benötigte die MS Bayern unsere Hilfe! Großalarm: Das Schiff liegt brennend in der Tutzinger Bucht! Zum Glück nur eine Übung vom Landratsamt Starnberg!

1996

Die Motoren der beiden Boote waren veraltet, hätten repariert werden müssen und wurden deshalb mitsamt Getriebe ersetzt. Diese kostspielige Aktion war so aber immer noch die günstigere Variante. Außerdem gab es noch einen weiteren Vorteil: Sie waren sauberer und entsprachen bereits den damals kurz bevorstehenden strengeren Abgasvorschriften.

Feueralarm im Kreiskrankenhaus Starnberg, das Bettenlager brennt. Bei der Patientenevakuierung halfen, neben Feuerwehr und Rettungsdienst, auch 30 Wasserwachtler mit.

Es wurden weitere Piepser angeschafft und die SEG konnte auf zehn Retter erweitert werden. Wenn ein Notruf abgesetzt wird, sind die SEG-Mitglieder damit schnellstmöglich über die Rettungsleitstelle erreichbar. Dieses System hat sich bis heute etabliert und vielfach bewährt. Es konnte schon vielen Menschen in Not geholfen werden.

In diesem Jahr feierte die Ortsgruppe ihr 50-jähriges Bestehen gemeinsam mit anderen Blaulichtorganisationen mit einer Geräteschau auf dem Kirchplatz, einem Gottesdienst an der Seepromenade und einem Tag der offenen Türe mit Leistungsschau an der Wasserrettungsstation.

2002

Es stand eine umfangreiche Generalsanierung der Wachstation mit viel Eigenleistung an. Die Holzpfosten, auf welchen das Gebäude stand, waren marode und mussten ausgetauscht werden. Nur, wenn sich das Haus noch darüber befindet, dann ist dies leichter gesagt als getan! Die alten Pfosten mussten mühsam (für schweres Gerät war kein Platz) Stück für Stück gezogen und gekürzt werden, bevor sie an der Decke anstanden. Genauso mussten die neuen Pfosten beim Setzen angestückelt werden.
Des Weiteren wurde die Elektrik neu gemacht und in dem Zuge kam eine Photovoltaikanlage auf das Dach, um nur die wesentlichsten Arbeiten zu nennen.

2004

Die erst zwei Jahre zuvor so aufwändig hergerichtete Wasserwachthütte brannte am 21.04.2004 mitsamt allem Inventar nahezu vollständig nieder, laut Brandermittler ein technischer Defekt! Ein Schock für die Mitglieder! Viele von ihnen verbrachten sehr viel Zeit dort, erlebten schöne wie auch schwere Stunden und verbanden damit sehr viele Gefühle und Erinnerungen. Aber auch all die investierte Arbeit war dahin!
Die damalige Bundestagsabgeordnete und Präsidentin des Bayerischen Roten Kreuzes Ilse Aigner besuchte kurz nach dem Brand die Ruinenreste und sagte schnelle und unkomplizierte Hilfe zu. Und tatsächlich, zwei Tage später wurden zwei Container als provisorische Wachstation auf dem Kiesstreifen daneben aufgestellt!
Eine schwere und auch besonders arbeitsreiche Zeit stand bevor. Aber in solchen Situationen zeigt sich der besondere Zusammenhalt einer eingeschworenen Gemeinschaft. Hatte man doch bereits so vieles miteinander durchgestanden! Der Brand wurde abgewickelt und ein Neubau geplant.

2005

Zwei baugleiche Motorrettungsboote wurden neu angeschafft, die Alten waren ja den Flammen, beim Hüttenbrand im Vorjahr, zum Opfer gefallen.

Aufgrund der starken und anhaltenden Regenfälle wurde am 24.08.2005 mittags die SEG zur Loisach in den Hochwassereinsatz nach Eschenlohe gerufen. Trotz dem Einsatz von rund 500 Helfern von Feuerwehr, THW und Bundeswehr vor Ort brach ein Damm und überflutete teilweise die Ortschaft, in welcher sich noch ein Großteil der Bevölkerung befand. Unsere Einsatzkräfte wurden mitsamt Boot in einem Großraumhubschrauber der Bundeswehr (CH-53) von der gesperrten Autobahn nach Eschenlohe geflogen. Dort führten wir mit dem Boot Transporte durch Eschenlohe durch (Feuerwehrler, THWler, Anwohner, Bürgermeister, Presse & Fernsehteams und auch Brot!). Gegen 3.30 Uhr waren wir wieder zu Hause.

2006

Bei Brandeinsätzen auf dem / am See gibt es eine neue Kooperation mit der freiwilligen Feuerwehr Percha. Für ein erstes Kennenlernen wurde eine gemeinsame Nachtübung für Lösch- und Ausleuchtarbeiten auf dem See organisiert.

2007

Mit großer Erleichterung und Freude konnte am 12.05.2007 die neu errichtete Wasserwachtstation festlich und gebührend mit Salutschüssen eingeweiht werden. Der Grundriss ist gleichgeblieben, man hat uns jedoch aus Platzgründen und um die aktuell gültigen Standards einzuhalten, einen um 1,4 m höheren Kniestock erlaubt. Der Umzug aus den Containern in die neue Heimat für die Aktiven beendete ein trauriges Kapitel. Ca. 5.000 Arbeitsstunden haben die Aktiven dabei selbst in Planung und Bau investiert!

2008

Vor Niederpöcking wurde ein am Seegrund liegendes Torpedo gesprengt, da eine Bergung zu riskant war. Für diese Aktion wurde der gesamte nördliche Starnberger See aus Sicherheitsgründen zu Land und zu Wasser mit Hilfe eines Großaufgebotes an Polizei und Rettungskräften abgesperrt. Die Wasserfontäne bei der Explosion war ca. 40 m hoch. Es war auch sehr beeindruckend, als die Detonationswelle im Wasser mit einem kräftigen Ruck durch unser Boot in immerhin 3 km Entfernung lief.

2012

Das neue Flaggschiff der staatlichen Seenschifffahrt, die MS Seeshaupt, rammte aufgrund eines technischen Defektes einen Steg im Bereich der Starnberger Seepromenade. Aufgrund der zunächst unklaren Sachlage (die MS Seeshaupt bietet Platz für 800 Personen) wurden von der Leitstelle Rettungskräfte auch aus den benachbarten Landkreisen zum Großeinsatz alarmiert. Fünf Verletzte mussten ins Krankenhaus gebracht und der Bereich um den Dampfer mit Tauchern von Wasserwacht und DLRG gemeinsam abgesucht werden, dann konnte Entwarnung gegeben werden.

2013

Als Teil des Hochwasserkontingents des Landkreises Starnberg fuhr unsere SEG gemeinsam mit der Feuerwehr Starnberg für einen 24-Stündigen Einsatz ins Hochwasserkatastrophengebiet nach Freilassing. Dort mussten Anwohner informiert, Straßen gesperrt und Keller leergepumpt werden.

2014

Als bayernweit ältester im Dienst stehender Einsatzwagen der Wasserwacht wurde das in die Jahre gekommene SEG-Fahrzeug der Ortsgruppe ausgesondert und ein neues beschafft. In diesem Zuge wurde auch ein Gerätehänger mit Schlauchboot und 20 PS Außenborder für die SEG in Dienst gestellt.

2015

Die Kreiswasserwacht erstellt ein neues Konzept für die mobilen Schnelleinsatzgruppen im Landkreis Starnberg. Das SEG-Fahrzeug wird an die Kreiswasserwacht übergeben, die ab sofort für die Kosten der notwendigen Ausrüstung und den Unterhalt der Einheit aufkommt. Das Personal stellen aber weiterhin die Mitglieder der Ortsgruppe Starnberg.

2016

Der alte Analogfunk hatte ausgedient und es wurde auf Digitalfunk umgestellt.

2017

Es kam die Möglichkeit Einsatzkräfte mittels Handy-App zu alarmieren hinzu, wodurch kostengünstig mehr Retter alarmiert werden können. Dies gewährleistet eine noch höhere Einsatzsicherheit der SEG.

Die ersten vier Mitglieder nehmen an einem Fließwasserretterlehrgang teil, eine für die Ortsgruppe bis dahin nicht relevante Ausbildung. Da, wie es sich in den letzten Jahren gezeigt hat, gerade die Hochwasserkatastrophen zunehmen, wird unsere SEG auch in solche Katastrophengebiete geschickt.

2019

Ein ungewöhnlicher Einsatz für die SEG! Mit dem Wasserrettungszug Oberbayern sind Mitglieder unserer SEG in Teile von Oberbayern zum Schneeräumen in Katastrophengebiete nach Ruhpolding und Schleching ausgerückt. Es hat teilweise so stark geschneit, dass Dächer von der Schneelast befreit werden mussten, um einen Einsturz derer zu verhindern. Auch hier bewiesen wir, dass wir mit jedem Aggregatzustand von Wasser hervorragend zurechtkommen!

2021

Corona hat auch uns fest im Griff. Wir beteiligten uns an diversen Testaktionen in den Alten- und Seniorenheimen in der Umgebung. Des Weiteren halfen wir beim Impftag des Landkreises aus, um dem Virus entgegenzuwirken. Die Ortsgruppe schafft sich zwei neue Einheiten Unterwasservollgesichtsmasken mit Sprechgarnitur und 80m Sprechfunkleine an. Die SEG-Aluschale "Julia" mit Ihrem 25 PS Außenborder und Steuerstand wird nun endgültig außer Dienst genommen und veräußert.

2022

Dank zahlreicher Spenden kann sich die Ortsgruppe Starnberg ein Sidescan-Sonarsystem anschaffen. Mit dem Sonar ist es möglich, unter Wasser nach Personen oder Objekten großflächig zu suchen. 

2023

Wir konnten uns aufgrund einer großzügigen Spende eine Flugdrohne anschaffen. Diese unterstützt uns bei unterschiedlichen Aufgaben, vor allem bei Vermisstensuchen, da hier (auch mit einer Wärmebildkamera) schnell und von einem Hubschrauber unabhängig, ein großes Gebiet abgesucht werden kann. Aus der Vogelperspektive hat man einen besseren Überblick und sieht bis zu 6 m (bei optimalen Verhältnissen) unter die Wasseroberfläche.

2024

Mitglieder unserer SEG sind mit einer Tauchkomponente als Teil des Wasserwacht Katastrophenschutzzuges Oberbayern nach Schrobenhausen in das Hochwasser Katastrophengebiet ausgerückt.

Resümee

Der Aufgabenbereich der Wasserwacht unterlag im Laufe der Zeit einem steten Wandel. Anfangs wurden hauptsächlich Strandbäder überwacht und Schwimmkurse für die Bevölkerung durchgeführt.
Im Zeitalter des Wirtschaftswunders hatten die Leute mehr Geld und mehr Freizeit. Auf dem Starnberger See tauchten immer mehr Segelboote auf. Dies hieß für die Wasserwacht Starnberg ein Umrüsten auf Rettungsboote und ein Dazulernen, wie man Segelboote birgt und aufstellt.
Wieder ein paar Jahre später wurden die Bootsunfälle weniger, die Surfer tauchten auf und die großen Massen von Sonnenhungrigen. Für die Wasserwacht Starnberg bedeutete dies einen großen Zuwachs an Erste-Hilfe-Leistungen, von manch einem auch liebevoll als „Gartengeschäft“ bezeichnet. Und auch wieder neues Lernen. Nicht nur, dass der Wasserwachtler sich in der Bootsbergung und dem Rettungsschwimmen auskennen sollte, er musste nun auch fundierte Kenntnisse der Sanitätsausbildung besitzen. Er musste wissen, wie man mit modernen und immer neuen Kommunikationsmitteln umgeht wie Telefon, Piepser, Funkgerät, Cityruf oder dem Handy.

Der Wasserwachtler von 1950 mit Badehose, Flossen oder Ruderkahn hätte sicherlich gestaunt was alles aufgeboten wurde, als 1988 zwischen Bernried und Ambach ein Hubschrauber der amerikanischen Armee in den See stürzte.
Heute kommt zwar immer noch der Badegast, der sich in den Fuß geschnitten hat, zu uns. Dies kann man wie 1946 mit einem Pflaster erledigen. Aber als 1989 im Badegelände Kempfenhausen eine Frau nach erlittenem Herzinfarkt unterging und von der Wasserwacht Starnberg gerettet wurde, da landete neben der Wachstation in Kempfenhausen zusätzlich der Rettungshubschrauber.

Die Rettungsstrukturen wandeln und entwickeln sich stetig weiter und erfordern permanente Fortbildung. Mittlere bis größere Schadenslagen können nur in guter Zusammenarbeit mit anderen Organisationen wie DLRG, Landrettungsdienst, Feuerwehr, THW und Polizei erfolgreich abgeschlossen werden! Egal, ob zu Wasser, Land oder auch in der Luft.

Auch heute noch treffen sich Freiwillige, die Freude daran haben, in ihrer Freizeit anderen zu helfen. Leute, die Spaß an der Technik haben, gerne mit den Kameraden an der Station sind, auch mal zum gemeinsamen Abendessen oder baden.
Die Wasserwacht ist vielfältig und hat in den unterschiedlichsten Bereichen einiges zu bieten. So darf man auch stolz und mit einem guten Gefühl auf das Erreichte zurückblicken und solange es genügend ehrenamtlich Begeisterte gibt, werden wir auch in Zukunft gemeinsam gerne für euch da sein. Die Herausforderungen werden nicht weniger!

Bis bald also, eure Wasserwacht Ortsgruppe Starnberg!

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